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Wo sind wir? Bei Dr. Frank Wolfram in Baden Dürrenberg in Sachsen-Anhalt. Der Facharzt für Orthopädie und Chirotherapie behandelt Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates – in der Regel sind diese mit Schmerzen verbunden. 

Was kann gegen solche Schmerzen helfen? Verschiedene Verfahren. Unter anderem eine neue Form der Kältebehandlung, bei der nur die Hände 5x für jeweils zwei Minuten in ein Gerät gelegt werden.

Klappt das wirklich? Nicole Putschky-Kaiser hat damit gute Erfahrungen gemacht: Die chronische Schmerzpatientin testete das Gerät bei Dr. Wolfram, führt die Behandlung selbst fort – und hat aktuell keine Schmerzen mehr!

Die Schmerzgeschichte von Nicole Putschky-Kaiser beginnt vor sieben Jahren. „Damals wurde ich von meinem Pferd im vollen Galopp abgeworfen und bin auf dem Rücken gelandet“, erinnert sich die heute 47-Jährige. Mit heftigen Schmerzen wird sie in die Klinik eingeliefert. Nochmal Glück gehabt, alles in Ordnung, heißt es dort. Oder doch nicht? „Ich hatte danach weiter starke Probleme in der Lendenwirbelsäule“, erzählt die Ködnitzerin. „Erst später stellt sich heraus: Weil kein MRT gemacht wurde, wurde ein gebrochener Wirbel übersehen. In der Folge hatte ich dann mehrere  Bandscheibenvorfälle. Dadurch wurden die Schmerzen schlimmer - und schließlich chronisch.“ 

Wie bei vielen chronischen Patienten sinkt die Lebensqualität von Nicole Putschky-Kaiser auf Null. „Nach einer erfolglosen Not-OP wegen einer der Komplikationen geriet ich ganz in einen Teufelskreis aus Schmerz und Angst und bekam Depressionen“, sagt die Selbständige. Um die Schmerzen in den Griff zu bekommen, rät ihr ein Arzt zu einer Wirbelsäulen-Versteifungsoperation: „Aber das war mir zu riskant.“ Schmerztabletten und regelmäßige Infiltrationen mit Kortison helfen ihr, den Alltag zu überstehen. Doch: „Ich hatte immer wieder Schmerzen, die sich anfühlten, als wäre ich in einen Schraubtstock eingespannt.“ Im Oktober 2022 kommt Nicole Putschky-Kaiser schließlich der Zufall zu Hilfe: „Ich sah im Fernsehen in einer Wissensendung einen Bericht über eine Art Anti-Schmerz-Box und einen Arzt, der eine Studie dazu durchgeführt hat – ich konnte sie bei ihm in der Praxis testen.“

Der Arzt ist Dr. Frank Wolfram aus Bad Dürrenberg, und bei der Box handelt es sich um Alphacooling, einer neuartigen Form der Kältetherapie. „Bei der systemischen, also auf den ganzen Körper zielenden Kältetherapie kommen üblicherweise Kältekammern zum Einsatz, dort verbringt man drei Minuten bei minus 110 Grad“, erklärt der Orthopäde. „Man vermutet, dass die Kälte gegen Schmerzen hilft, weil sie entzündungshemmende, schmerzlindernde und muskelentspannende Effekte hat.“ Bei der neuen Alphacooling-Anwendung müssen sich Patienten nicht ausziehen, sondern legen lediglich ihre Hände in die Kammern eines Gerätes. „Dort werden die Handflächen auf vier Grad gekühlt und zugleich wird ein Unterdruck erzeugt – dieser vermeidet, dass sich die Blutgefäße schließen. So kann das gekühlte Blut durch den Körper zirkulieren“, erklärt Dr. Wolfram.

Er fand: Das klingt clever! Doch kann das auch Schmerzbetroffenen wirklich helfen? „Deshalb habe ich eine Beobachtungsstudie mit 97 Patienten durchgeführt, darunter hatten die meisten Rücken- und Arthroseschmerzen“, erklärt Dr. Frank Wolfram. Alle durchliefen eine Sitzung mit jeweils fünf Kühlzyklen  von zwei Minuten, dazwischen wurden die Hände bewegt, um den Blutfluss anzuregen. „Direkt nach der Anwendung war im Durchschnitt die Schmerzwahrnehmung schon geringer, am nächsten Morgen war sie sogar noch weiter gesunken“, erklärt der Orthopäde. „Natürlich half die Anwendung manchen sehr gut, anderen gar nicht. Jetzt gilt es, das näher zu untersuchen.“ In seiner Praxis hat Dr. Wolfram selbst besonders gutes Feedback von Patienten bekommen, die unter chronischen Schmerzen leiden. „Diese sprechen erstaunlich gut darauf an.“

Auch bei Nicole Putschky-Kaiser war es so. „Direkt nach dem Test konnte ich mich erstmals seit sieben Jahren wieder bücken, ich konnte wieder frei durchatmen und das Schraubstockgefühl war weg“, erinnert sie sich. Auf dem 180 Kilometer langen Nachhauseweg entschließt sich, sich für sich und andere Schmerzpatienten in ihrer Umgebung so ein teures Gerät anzuschaffen – es gilt aktuell als Wellnessprodukt und wird deshalb nicht nur von Ärzten, sondern auch von Sportstudios und Salons eingesetzt; die Krankenkassen zahlen die Therapie nicht. „Seit ich drei Mal in der Woche die Kältewendung mache, brauche ich keine Medikamente und keine Injektionen mehr, aktuell bin ich sogar schmerzfrei“, ist Nicole Putschky-Kaiser überglücklich. „Ich bin nicht mehr eingeschränkt, kann wider Sport treiben und habe vor allem wieder Lust am Leben.“ Nur Reiten möchte sie nie wieder.                        

Heilen mit Kälte

Kälte kommt in der Medizin öfter zum Einsatz: So werden zum Beispiel Warzen vereist, Insektenstiche mit Eiswürfeln gekühlt oder Schwellungen nach Prellungen oder Zerrungen mit Coolpacks abgemildert. Auch Schmerzpatienten soll Kälte helfen, vermutlich durch eine Mehrfach-Wirkung: Entzündungsauslösende Stoffe werden gehemmt und glücksauslösende ausgeschüttet.  Die Schmerzweiterleitung nimmt ab und die Muskeln entspannen sich.    

Quelle: Deutsche Schmerzgesellschaft

12 Millionen Deutsche haben chronische Schmerzen

Durchschnittlich dauert ihre Leidensgeschichte 7 Jahre

TEXT/QUELLE: Bild der Frau, Christine Böhringer